Befunderhebung

Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodont). Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen und wird verursacht durch Bakterien und durch sie verursachte Entzündungsreaktion. Durch diese chronische Entzündung wird der Kieferknochen zerstört, wodurch es bei fortgeschrittener Erkrankung zu Zahnverlust kommt.

Seltene, besonders aggressive Formen der Parodontitis führen allerdings unbehandelt schon bei jungen Erwachsenen zu Zahnverlust. Meistens verläuft die Erkrankung vom Patienten unbemerkt schleichend über viele Jahre, bis sich dann Zähne lockern und fortschreitender Zahnverlust auftritt. Durch regelmäßige Untersuchungen kann die Parodontitis frühzeitig erkannt werden. Eine zeitnahe anschließende Behandlung lässt die Entzündung abklingen und vermeidet mögliche Zahnverluste.

Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Diese ist in der Regel nicht schmerzhaft. Es besteht meist eine erhöhte Neigung zu Zahnfleischbluten. Auch kann das Zahnfleisch geschwollen sein. An den Zähnen sehen Sie oft Zahnbelag und Zahnstein. Außer gelegentlich blutendem Zahnfleisch treten evtl. auf: Mundgeruch, Änderung der Zahnstellung, "länger" werdende und gelockerte Zähne sowie gelegentlich Schmerzen.

Therapie- und Aufklärungsgespräch

Die gesunde menschliche Mundhöhle wird von ca. 1.000 Arten von Bakterien besiedelt. Die meisten davon sind harmlos. Gingivitis oder Parodontitis entwickeln sich, wenn durch unzureichende Zahnreinigung die Menge der Bakterien zunimmt. Dann können gefährliche Arten vermehrt auftreten. Auch kann der Körper in seiner natürlichen Abwehr geschwächt sein.

Ursache für eine Parodontitis ist immer die Ansammlung von Bakterien in Form eines Biofilms. Unter Biofilm ist ein Zahnbelag zu verstehen, in dem sich Bakterien eng zusammen geschichtet haben und zusammen arbeiten. Er haftet fest an der Zahn- und Wurzeloberfläche. In diesem Zustand werden die Bakterien für Ihr Zahnfleisch aggressiv. Ohne Beläge kann weder eine Gingivitis noch eine Parodontitis entstehen. Wird der zunächst weiche Belag bei der Zahnpflege nicht entfernt, kann er sich durch Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel verfestigen: Es entsteht Zahnstein.

Mundhygieneunterweisung

Wird die Entzündung nicht gestoppt, kann sie auf den Kieferknochen übergreifen und schubweise zu dessen Abbau führen. Über Zahnlockerung kommt es zum Zahnverlust. Parodontitis ist die häufigste Ursache für Zahnverlust mit all seinen Konsequenzen. Auch bei Zahnimplantaten treten durch die gleiche Erkrankung (dann Periimplantitis genannt) Verluste auf. Deshalb können verloren gegangene Zähne nur in einem parodontal sanierten Gebiss durch Implantate ersetzt werden. Sonst ist der Misserfolg vorprogrammiert! Weitere Folgen einer unbehandelten Parodontitis können ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft (Präeklampsie, Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht) sowie ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes sein.

In enger Zusammenarbeit zwischen Patientinnen, Patienten und Praxisteam kann durch eine individuelle und erfolgreiche Therapie die Entzündung beseitigt werden. Die Gefahr eines sogenannten Parodontitis-Rezidivs – eines neuen Erkrankungsschubs – bleibt allerdings lebenslang bestehen.

Das macht Parodontitis

Wenn die zahnärztliche Untersuchung ergeben hat, dass eine Patientin oder ein Patient unter Parodontitis leidet, ist bei ihr oder ihm eine Parodontalbehandlung (PAR) notwendig. Hierbei handelt es sich um eine Behandlung des Zahnhalteapperates. Erforderlich sind nun eine kontinuierliche intensive eigene Mundhygiene, kombiniert mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und unterstützender Parodontalbehandlung in der Zahnarztpraxis.

Die systematische PAR besteht aus drei gleichermaßen wichtigen Phasen:

Antiinfektiöse Therapie

Die Vorbehandlung

Je nach Ausgangssituation sind für die Vorbehandlung mehrere Termine notwendig.

Damit die ersten Entzündungszeichen zurückgehen, werden die Zähne professionell gereinigt und alle erreichbaren Stellen von harten und weichen Belägen befreit. Dadurch wird die Zahl der anhaftenden Bakterien deutlich reduziert.

Am Ende der Vorbehandlung wird entschieden, an welchen Zähnen die Parodontitis-Therapie erforderlich ist. Für die genaue Diagnose wird die Tiefe aller Zahnfleischtaschen gemessen und dokumentiert (Parodontalbefund). Zur genauen Planung werden Röntgenbilder erstellt, die den Knochenabbau sichtbar erkennen lassen.

Professionelle Zahnreinigung
fakultativ Chirurgische Therapie

Die chirurgische Therapie 

Bei der chirurgischen Therapie wird zwischen geschlossener und offener Therapie unterschieden.

Zunächst setzt die Zahnärztin oder der Zahnarzt je nach Anzahl der zu behandelnden Zähne zwischen 1-2 Termine zur Behandlung an.

In der geschlossenen Parodontitis-Therapie werden die Wurzeloberflächen von anhaftenden Biofilmen und harten Zahnbelägen (Konkremente) gereinigt. Diese befinden sich unterhalb des Zahnfleischsaumes. Durch eine entsprechende lokale Anästhesie ist die Behandlung schmerzfrei. Die Wurzeloberfläche wird so aufbereitet, dass das Zahnfleisch wieder an die Oberfläche der Zahnwurzel anwachsen kann.

Dafür können folgende mögliche Verfahren kombiniert werden:

  • Maschinelle Belagsentfernung mit Schall-Instrumenten
  • Spezielle, feine Parodontal-Handinstrumente
  • Parodontale Pulverstrahl-Geräte
  • Photo-aktivierte Therapie

Nach der Parodontitis-Therapie reagieren die Zähne zunächst etwas intensiver auf kalt und heiß, evtl. fühlt sich der Zubiss vorübergehend etwas anders an.

Parodontale Reevaluation: wie erfolgreich verlief die geschlossene Parodontitis-Therapie?

Nach 2 Monaten wird der Parodontalbefund neu erhoben. Es wird erneut die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen und dokumentiert. Es wird festgestellt, ob und in welchem Maß die Behandlung erfolgreich war. Wenn sich an einzelnen Stellen die Tiefen der Zahnfleischtaschen nicht reduziert haben, d. h. die geschlossene Parodontitis-Therapie allein nicht ausreichend war, werden weiterführende Behandlungsmaßnahmen vorgeschlagen. Zur Behandlung noch verbliebener Zahnfleischtaschen ist in der Regel eine offene Parodontitis-Therapie sinnvoll.

Behandlung in der Zahnarztpraxis

Die offene Parodontitis-Therapie

In diesem Fall ist ein mikrochirurgischer Eingriff notwendig, um Konkremente (Zahnstein auf der Wurzeloberfläche in der Zahnfleischtasche) und Bakterien aus schwer zugänglichen Zahnfleischtaschen und Wurzelgabelungen (Furkationen) zu entfernen. Hierbei werden in örtlicher Betäubung die Wurzeloberflächen unter Sicht gereinigt, um möglichst jeden Bakterienschlupfwinkel zu erfassen. Bei größerem Knochenverlust besteht dabei außerdem die Möglichkeit, die Regeneration des verlorenen Knochens anzuregen (sog. regenerative Verfahren).

Die unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT)

Das Recall

Zur Erhaltung der Zähne ist die Nachsorge, die unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT), wichtig. Sie stellt die wichtigste Behandlungsphase dar, um Ihre Parodontitis auf Dauer zum Stillstand zu bringen. Der langfristige Erfolg der Parodontitis-Therapie hängt von der täglichen Mundhygiene und von der regelmäßigen Betreuung durch das zahnärztliche Praxisteam ab.

Im Rahmen der UPT-Termine werden Zähne und Zahnfleisch kontrolliert (z. B. Messung der Zahnfleischtaschen) und professionell gereinigt. In den meisten Fällen ist eine unterstützende Parodontitis-Therapie alle drei bis sechs Monate nötig. Ohne diese regelmäßigen Termine besteht die Gefahr, dass die Parodontitis wieder aktiv wird, und sich die Zerstörung des Zahnhalteapparates (Parodonts) fortsetzt.

Regelmäßige Kontrolltermine durch das Recall der Zahnarztpraxis
Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen

Am 1. Juli gilt das neue PAR-Versorgungskonzept für gesetzlich versicherte Personen. Die neue Richtlinie ermöglicht Zahnärztinnen und Zahnärzten, ihre Patientinnen und Patienten künftig nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zahnmedizinischer Erkenntnisse zu behandeln.
Zahnärztinnen und Zahnärzte haben die Möglichkeit, ihren Patientinnen und Patienten Parodontitis-Behandlungen als Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen anzubieten. Sprechen Sie Ihre Zahnärztin oder Ihren Zahnarzt gerne an!