Die Vorsorgeuntersuchungen im Überblick

UZ 5 - Zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 6. bis 7. Lebensmonat

Liebe Eltern,

die ersten Zähne Ihres Kindes sind da! Sie sind gesund und schön! Jetzt geht es darum, sie gesund zu erhalten. Denn Kinder mit gesunden Milchzähnen bleiben bis zu 90 % zahngesund und das ein Leben lang.

Deshalb kommen Sie heute mit Ihrem Kind zum ersten Mal in die zahnärztliche Praxis. Sie schauen unter Anleitung des Fachmannes in die Mundhöhle Ihres Kindes. Er zeigt Ihnen, wie ein entzündungsfreies Zahnfleisch aussieht, ob sich Zahnbelag auf den Zähnen befindet und wie Sie Ihrem Kind die ersten Zähne säubern können.

Reinigen Sie alle Zähne von allen Seiten täglich, am besten morgens nach dem Frühstück und abends nach der letzten Mahlzeit mit einer weichen  Kinderzahnbürste und einem Hauch Kinderzahnpasta (1000 ppm Fluorid).

Bei der Umstellung vom Stillen bzw. industriell hergestellter Säuglingsmilch auf die Beikost (Breie ab dem 5. bis 7. Monat) stellt sich die Frage nach dem zusätzlichen Flüssigkeitsbedarf. Ab dem dritten Brei braucht Ihr Kind regelmäßig etwa 200 ml Leitungs- oder Mineralwasser (ohne Kohlensäure) am Tag. Geben Sie Ihrem Kind ausschließlich Mineralwasser / Wasser oder auch ungesüßte Früchte-, Kräuter- und Rotbuschtees. Das sind echte Durstlöscher! Geben Sie Ihrem Kind keine süßen Flüssigkeiten wie z. B. gesüßte Tees, Schorlen, Säfte oder Milch aus einer Nuckelflasche. Da Ihr Kind am Tag und vielleicht auch noch in der Nacht ein Schlückchen davon nimmt, stellen diese häufigen Zuckerimpulse ein hohes Kariesrisiko dar. Lassen Sie sich diesbezüglich auch von Ihrer Kinderzahnärztin oder Ihrem Kinderarzt beraten.

Lassen Sie Ihr Kind aus dem Becher / der Tasse trinken. Tasse statt Flasche ist klasse! Beim Trinken aus dem Becher trainiert Ihr Kind den Mundschluss und die Nasenatmung. Beides erspart Ihrem Kind unter Umständen eine aufwendige logopädische und kieferorthopädische Behandlung im Schulalter. Beides ist dazu Grundvoraussetzung für eine regelgerechte Sprech- und Sprachentwicklung bei Ihrem Kind.

UZ 6 - Zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 10. bis 12. Lebensmonat

Liebe Eltern,

heute kommen Sie zum zweiten Mal zur Vorsorge in die Zahnarztpraxis. Ihr Kind steckt altersgemäß seine Zahnbürste in den Mund und kaut genüsslich darauf herum. Lassen Sie das Kauen auf der Zahnbürste zu und kaufen Sie nicht ständig eine neue Zahnbürste. Sie brauchen jetzt 2 Zahnbürsten: eine zum Kauen für Ihr Kind (= Kinderzahnbürste) und eine funktionstüchtige Zahnbürste (= Elternzahnbürste), mit der Sie Ihrem Kind alle Zähne von allen Seiten sauber putzen.

Wenn Ihr Kind Vitamin D und Fluorid als Kombitablette bekommt, sollten Sie für die Mundpflege eine Zahnpasta ohne Fluorid verwenden. Achten Sie darauf, dass das Fluorid aus der Tablette lokal, d. h. von außen auf die Zähne einwirkt. Lösen Sie die Tablette deswegen in Wasser auf oder noch besser: Legen Sie sie in die Wangentasche Ihres Kindes.Bekommt Ihr Kind keine Fluorid-Tablette, können Sie morgens und abends jeweils mit einer reiskorngroßen Menge Kinderzahnpasta mit maximal 1000 ppm Fluorid pro Tag putzen. Geht Ihr Kind schon in die KiTa, kann es dort auch noch einen Hauch Kinderzahnpasta auf seine Zahnbürste bekommen.

Ihr Kind isst jetzt am Familientisch mit, es bekommt 3 Hauptmahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten. Anstelle süßer Zwischenmahlzeiten (z. B. Kekse) geben Sie Ihrem Kind lieber eine Brotrinde, Käse-, Apfel-, Gurken- und Paprikastückchen. Kauen ist Fitnesstraining für die Muskeln. Kauen lernt Ihr Kind, indem es kaut; erst die weichen und dann die härteren Lebensmittel. „Kaufaule“ Kinder gibt es nicht, nur ungeübte.

Beim Umstellen auf feste Nahrung wird bei Ihrem Kind das Saugbedürfnis gegenläufig abgebaut. Ohne Saugbedürfnis wird das Schnullern zu einer schlechten Angewohnheit! Geben Sie Ihrem Kind den Schnuller nur noch eingeschränkt, z. B. wenn es müde ist und einschlafen will, es krank ist oder einfach einen schlechten Tag hat.

UZ 7 - Zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 21. bis 24. Lebensmonat

Liebe Eltern,

bisher hat die Mundpflege gut geklappt, jetzt will Ihr Kind auf einmal alles selber machen. Es greift nach Ihrer Elternzahnbürste und will selber Zähne putzen. Tipp: Lassen Sie das Abgreifen zu und putzen Sie gleichzeitig mit einer zweiten Zahnbürste die Milchzähne Ihres Kindes sauber.

Altersgemäß lernt Ihr Kind durch Nachahmung seiner primären Bezugspersonen. Ihr Kind will so sein, wie Sie! Machen Sie die eigene Zahnpflege deshalb Ihrem Kind sichtbar. Ihr Kind braucht Sie, ebenso Geschwister und zum Beispiel auch seine Erzieher / -innen, als gutes Vorbild.

Ihr Kind trinkt sicher aus einem offenen Becher – darauf dürfen Sie stolz sein! Im 2. Lebensjahr braucht es abhängig vom Körpergewicht, der Aktivität und der Temperatur täglich etwa  täglich etwa 600 - 700 ml Wasser zum Trinken. Nehmen Sie für unterwegs eine kleine Wasserflasche mit Schraubverschluss mit, aus der Ihr Kind direkt trinkt oder eine Säuglingsflasche mit einer Verschlusskappe, die Sie als Becherehen verwenden.
Ihr Kind soll sich satt trinken und dann eine Trinkpause bekommen. Es soll nicht ständig kleine Schlückchen aus einer Babyflasche oder einem geschlossenen Trinklernbecher mit einer Trinkhilfe / Schnabel oder einem Strohhalm nuckeln.

Saft oder Schorle enthalten Zucker und sind keine Getränke, sondern eine Portion Obst bzw. Gemüse. Ein kleines Glas Apfelsaft entspricht einer Portion Obst, denn eine Portion Obst ist von der Menge her das, was in das Händchen Ihres Kindes hineinpasst. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (www.dge.de) empfiehlt 5 Portionen Obst/Gemüse am Tag, von denen nicht täglich eine Portion durch Saft als kalorien- und säurehaltiges Konzentrat ersetzt werden soll. Auch Milch ist kein Getränk! Milch gehört zum Essen, denn Milch oder Kakao macht Ihr Kind auf Grund seines Nährwertes satt.

UZ 7a - Zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 34. bis 36. Lebensmonat

Liebe Eltern,

Ihr Kind war jetzt etwa 10 Monate nicht zur Vorsorge in einer Zahnarztpraxis, bedenken Sie, dass die Zahnarztpraxis (Personen und Räume, Gerüche, Geräusche und Geräte) Ihrem Kind fremd ist. Deshalb stehen die Kontaktaufnahme und das Gewöhnen an die fremde Atmosphäre im Vordergrund. Lassen Sie Ihrem Kind Zeit!

Die Verweigerung einer Behandlung ist die altersgemäße und gesunde Reaktion Ihres Kindes.

Spätestens mit 4 Jahren nimmt Ihr Kind spontan und vertrauensselig Kontakt zu jedem freundlichen Erwachsenen auf. Haben Sie also Geduld, Ihr Kind soll eine positive Zahnarztbeziehung aufbauen.

Kommen Sie mit dem Zähneputzen bei Ihrem Kind zurecht? Fragen Sie den Zahnarzt oder die Zahnärztin, ob die Zähne Ihres Kindes belagsfrei sind und das Zahnfleisch entzündungsfrei ist. Lassen Sie sich noch ein paar kleine Tricks von Ihrem Profi fürs Zähneputzen zeigen, damit Ihnen die Pflege der Zähne Ihres Kindes leicht fällt.

Kann Ihr Kind schon Kreise malen? Dann kann es auch Kreise auf die Außenflächen der Zähne „malen". Zwei erbsengroße Mengen neutralschmeckender fluoridhaltiger Zahnpasta (maximal 1000 ppm Fluorid) können täglich zur Zahnpflege verwendet werden. Lassen Sie Ihr Kind ausspucken ohne mit Wasser nachzuspülen, auch wenn das Ausspucken nicht perfekt klappt.

Jetzt sollten Sie den Schnuller Ihres Kindes entsorgen. Es braucht ihn nicht mehr. Fragen Sie Ihren Zahnarzt/ Ihre Zahnärztin, ob Ihr Kind richtig zusammenbeißt oder einen offenen Biss bzw. lateralen Kreuzbiss entwickelt hat.

Zwischenmahlzeiten sollten lecker und kauaktiv sein: Apfel, Karotte, Kohlrabi, Gurke, Tomate, Käse, Brot. Frisches Obst und rohes Gemüse sollten Sie immer in mundgerechte Stücke klein schneiden. Das Kauen regt den Speichelfluss an und Speichel gibt dem Zahn die Mineralien zurück, die er durch die Angriffe von Bakteriensäuren des Biofilms und Nahrungssäuren verloren hat.

Zwei Tipps: Das Auge Ihres Kindes isst mit. Ein Schirmchen, ein Spießchen, ein ausgestochenes Brotherz machen Appetit. Und lassen Sie Ihr Kind mithelfen! Was es selbst gemacht hat, schmeckt noch besser.

UZ 8 - zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 46. bis 48. Lebensmonat

Liebe Eltern,

neben dem Leben in der Familie hat sich Ihr Kind fest in andere Gruppen wie der KiTa oder dem Kindergarten integriert.
Es nimmt spontan und vertrauensselig Kontakt zu jedem freundlichen Erwachsenen auf. Es ist offen die Welt um sich herum zu erkunden.

Jetzt ist ein guter Zeitpunkt das Kind auch bei den Kontroll-Untersuchungen in der Zahnarztpraxis selbstständiger werden zu lassen.
Lassen Sie zu, dass Ihr Kind direkt mit dem Zahnarzt und den Mitarbeitern spricht und auf Fragen antwortet. Das ist wichtig, damit sich auf Dauer ein stabiles Vertrauensverhältnis entwickelt.

Informationen oder Fragen, die Sie zur Entwicklung und Zahngesundheit Ihres Kindes einbringen möchten, tauschen Sie bitte vor oder nach der Untersuchungssituation im Behandlungsraum aus.

Entscheiden Sie, ob Sie ruhig im Hintergrund Ihr Kind in den Behandlungsraum begleiten möchten oder ob Sie bereits bis zum Abschluss der Untersuchungssituation im Wartezimmer warten. In jedem Fall werden Sie abschließend über das Untersuchungsergebnis informiert und können dann auch die Punkte ansprechen, die für Sie wichtig sind.

Unabhängig von den Terminen im zahnärztlichen Untersuchungsheft sollte Ihr Kind jetzt entsprechend seinem individuellen Risiko zu Untersuchungsterminen in die Praxis kommen. Umso selbstverständlicher und unkomplizierter wird die Situation für Ihr Kind.

Stimmen Sie bitte die Häufigkeit der Termine mit Ihrer Zahnarztpraxis ab.

UZ 9 - zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 60. bis 64. Lebensmonat

Liebe Eltern,

durch neue Spielgefährten und Anregungen aus dem Kindergarten erweitert Ihr Kind seinen Spielkreis und Horizont, Ernährungsgewohnheiten – positive wie negative – werden in diesem Alter geprägt. Helfen Sie Ihrem Kind, den Zuckerfreien Vormittag einzuhalten, Naschereien nach den Hauptmahlzeiten zu genießen und auch am Nachmittag weniger häufig Zuckerhaltiges zu essen und zu trinken.

Ihr Ziel muss sein, die Häufigkeit der Zuckerangriffe auf die Zähne Ihres Kindes gering zu halten.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Süßigkeiten wird oft durch Nachbarn, Verwandte und Geschäftsleute erschwert. Sie schenken gern Süßigkeiten. Bleiben Sie beharrlich! Zur Belohnung von Kindern gibt es Alternativen: Luftballons, kleine Spiele, Malblätter, Puzzles, ein ehrliches Lob und vieles mehr.

Für die tägliche Zahnpflege gilt:
• Ihr Kind ist jetzt 6 Jahre alt. Es sollte seine Zähne nach den aktuellen Empfehlungen mit einer fluoridhaltigen (Erwachsenen-) Zahnpasta (1.000  ppm Fluorid) pflegen. Die Zahnpasta muss 2x täglich als erbsengroße Portion auf die Zahnbürste gegeben werden.

• Zahnpflege zuhause direkt nach dem Frühstück (ohne jede Wartezeit)

• Mit viel Vergnügen die KAl-Zahnputzsystematik in der Kindertagesstätte und zu Hause üben

• Zahnpflege nach dem Abendessen. Danach nichts mehr essen und trinken außer Wasser / Mineralwasser

• Sie, liebe Eltern, putzen abends alle Kinderzähne von allen Seiten sauber, bis Ihr Kind flüssig Schreibschrift schreiben kann.

UZ 10 - zahnärztliche Kontroll-Untersuchung im 72. bis 76. Lebensmonat

Liebe Eltern,

Ihr Kind verlässt bald den Kindergarten und geht in die Schule. In diesem Alter erscheinen die ersten bleibenden Zähne, die ersten großen Backenzähne im Ober- und Unterkiefer hinter den letzten Milchzähnen.
Diese müssen von Ihnen „quer” zur Zahnreihe geputzt werden. Lassen Sie sich diesen Trick von Ihrem Zahnarzt zeigen.

Die Feinmotorik der Hände Ihres Kindes beginnt sich zu entwickeln. Daher kann Ihr Kind die Innenseiten der Zähne mit kleinen Auswischbewegungen putzen.Kann Ihr Kind den Zahnpastaschaum sicher, d. h. vollständig ausspucken? Dann kann es jetzt eine Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.500 ppm Fluorid (siehe Verpackung) benutzen. Empfehlenswert für das Wechselgebiss sind neutralschmeckende Juniorzahnpasten, z. B. Elmex Junior.

In der Schule soll der Zuckerfreie Vormittag fortgeführt werden. Sprechen Sie das Thema am ersten Elternabend an.

Wir empfehlen Ihnen, nach der UZ 10 weiterhin mit Ihrem Kind alle 6 Monate zur Vorsorge zum Zahnarzt zu gehen.

Ab dem 6. Lebensjahr bis zum 18. Lebensjahr können Sie und Ihr Kind die halbjährliche, gesetzlich geregelte Individualprophylaxe (IP gemäß § 22 SGB V) kostenfrei in Anspruch nehmen (u. a. Untersuchung, Zahnputztraining, Fissurenversiegelung).

Liebe Eltern,

um für Ihren Nachwuchs bereits frühzeitig die zahnärztlichen Checks minutiös planen zu können, ist das Zahnärztliche Kinderuntersuchungsheft konzipiert worden. Es soll Ihnen von Anfang an helfen, auf die Zahngesundheit Ihres Kindes Acht zu geben, denn die zukünftige Gesundheit Ihres Kindes wird u.a. auch durch Zahngesundheit und Ernährung stark beeinflusst.
Daher sollten Sie die zahnärztlichen Vorsorgemaßnahmen in der Zahnarztpraxis so früh wie möglich in Anspruch nehmen und im Heft dokumentieren. Es hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und trägt aktiv zu einer besseren Mundgesundheit Ihres Nachwuchses bei.
Mehr über die Untersuchungen sowie viele Tipps und Infos rund um die zahngesunde Ernährung und die richtige Zahnpflege bekommen Sie natürlich auch in der Zahnarztpraxis Ihres Vertrauens. Suchen Sie das Gespräch – Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt hilft Ihnen gerne weiter.

Zahnärztliches Kinderuntersuchungsheft

Gesunde Kinderzähne: gemeinsame Empfehlungen zu Fluorid

Sollten Sie versehentlich kein zahnärztliches Kinderuntersuchungsheft erhalten haben, so melden Sie sich gerne bei der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe unter praevention@zahnaerzte-wl.de 

Weiterführende Informationen

Infografik zu Kariesprävention